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Swing Guitars im Interview

Geschrieben von Maximilian Blaschke | 26.09.2022 09:18:08

Lesedauer: 4 Minuten

Auf musikalisch-geografischer Reise mit "Swing Guitars"

Wir führen heute ein Interview mit Roland Schürfer, Ferry Baierl, und Reinhold Graßl, drei Musikern aus dem fränkischen Thalmässisng, die ihre Leidenschaft, nämlich Gipsy Jazz, auf die Bühne bringen.

Hallo zusammen, könnt ihr uns bitte mal euren musikalischen Werdegang schildern? Wie habt ihr euch kennengelernt?
 
Unser erster Kontakt war vor 20 Jahren bei einer Gitarren-Aussteller Session während dem Django-Reinhardt Memorial-Festival 1999 in Augsburg. Bireli-Lagrene mit seiner Band war Headliner für das Festival. So trafen sich an diesem Wochenende viele Gypsy-Swing-Begeisterte und knüpften Kontakte. 2001 gab es dann „Ferry’s Hot Club“ als erste gemeinsame Band. Nach einer längeren Pause haben wir uns 2014, wieder auf Intuitive von Ferry, als Trio „Swing Guitars“ (benannt nach einem Titel von Django Reinhardt) zusammengefunden.
 
 
Und wie seid ihr ursprünglich in Kontakt mit dieser besonderen Musik gekommen?
 
Das Gypsy-Swing-Fieber hat wohl jeden von uns zu unterschiedlicher Zeit gepackt. Ferry, war in den 80-er Jahren schon Gründungsmitglied der mittlerweile legendären Gypsy-Jazz-Formation „Cordes Sauvages“, Roland hatte seine eigene Band „Minor Swing Guitars“, Reinhold war gerade als Bassist in der Regensburger Jazz-Szene unterwegs.
 
 
Spielt ihr ausschließlich Gipsy Jazz oder gibt es auch noch andere Einflüsse, die euch begeistern?
 
Django Reinhardt hat diese Musikrichtung „gemacht und erfunden“, dessen Leidenschaft und Temperament immer noch ungebrochen begeistert. Bei SWING GUITARS spielen wir den Gypsy-Swing stilistisch eher „traditionell“ und bleiben sound-technisch vor allem kammermusikalisch. Wobei sich auch mal eine Rumba aus Mexico oder ein Tango-Valse aus Argentinien einschleicht und natürlich auch mal ein Csardas aus Ungarn.
So sind wir im Sinne einer musikalisch-geographischen Reise durch die Welt unterwegs.

Im Grunde spielen wir das was uns gefällt. Aber jeder von uns hat einen anderen musikalischen Werdegang. Roland z.b. machte in den 80ern Jazz-Rock. Speziell die Gitarristen nehmen aber auch die Einflüsse der großen Jazz-Gitarristen in sich auf und lassen so Ideen in ihr Spiel einfließen. In erster Linie legen wir aber Wert auf unsere akustischen Instrumente, die speziell für diese Musikrichtung gebaut wurden, ganz nach den Vorbildern aus der Zeit von Django Reinhardt - speziell die Gipsy-Swing-Gitarren haben den einzigartigen Klang, den keine andere Gitarre hervorbringen kann.

 
 
Gipsy Jazz war in den 80er Jahren sehr populär, arrangiert ihr die Songs aus dieser Zeit oder präsentiert ihr eigene Kompositionen?
 
Wir spielen alte und neue Hits aus der internationalen Szene des Gypsy-Jazz, Lieder der Zigeuner, aber auch einige Eigenkompositionen. Arrangiert wird alles selbst, jeder hat mal eine Idee, die ausprobiert wird, es muss halt gut klingen und swingen. Übrigens nehmen wir uns für unsere Proben ausgiebig Zeit. Jeder muss mal seinen Probenraum zur Verfügung stellen und für gutes Essen sorgen. So sind unsere Treffen nicht nur musikalisch, sondern auch kulinarisch für uns ein Highlight. Jede Zusammenkunft beginnt mit Kaffe und Kuchen und endet mit einem feinen, geselligen Abendessen, sozusagen als Belohnung für die Tüfteleien in der Probe. Wahrscheinlich deshalb läuft uns bei einem schönen Konzert das Wasser im Munde zusammen.
 
 
Welche Veranstaltungen spielt ihr denn am liebsten?
 
Am liebsten sind uns Konzerte. Hier sind dann auch die feinen Klang-Nuancen der Arrangements und Improvisationen zu hören und es kommt auch für uns zu unerwarteten musikalischen Farben und Wendungen bis zur Kollektiv-Improvisation. Oft werden wir auch für private Events gebucht - hier ist unsere Musik eher Hintergrund - aber auch hier sind immer wieder Gäste dabei, die von den Melodien berührt werden und so wird auch die private Veranstaltung für diese Personen zum „Konzert“.
 
 
Gibt es neben „Swing Guitars“ noch andere Formationen, in denen ihr derzeit mitwirkt?
 
Aktuell ist das Trio „Swing Guitars“ unsere Hauptformation, wobei jeder von uns schon mal in anderen Bands unterwegs ist oder aushilft.
 
 
Gab es einen Auftritt, auf den ihr rückblickend besonders stolz seid? Was hat diesen Auftritt so besonders gemacht?
 
Da wir selbst immer mit unserem ganzen Herzblut dabei sind, gefällt uns jeder Auftritt, bei dem wir unsere Musik spielen und bei dem wir das Publikum gewinnen können. Besonders wird es dann, wenn der Konzertsaal eine besonders gute Akustik bietet und auch die Zuhörer unsere Begeisterung teilen. So sind im Publikum nicht selten selbst Experten und Fans des Gypsy-Swings vertreten, die mit leuchtenden Augen und fusswippend bei jedem Akkord dabei sind, um mit uns dem entstehenden Zauber dieser Musik zu huldigen. So geschehen wie z.b. beim Rathauskonzert 2017 in Furth i. Wald oder im Schmidt-Haus in Nabburg 2018. Und wir lassen uns jedesmal überraschen. ob diese besonderen Momente, in denen die Zeit stehen bleibt, bei einem Konzert passieren oder nicht. Erwähnenswert ist noch, daß wir nach dem Konzert in Furth i. Wald von dem ortsansässigen Spray-Künstler Max Riedl auf Leinwand verewigt wurden. Das Kunstwerk ziert jetzt abwechselnd unsere Proberäume, quasi als Wanderpokal.
 
 
Wo soll die musikalische Reise hingehen? Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
 
Auf langen Autofahrten zu unseren Proben und Gigs entstehen da schon mal Visionen und Ideen. Für die Zukunft geplant ist eine fahrbare Wohnwagen-Bühne im Retro-Stil mit der wir dann autark in jedem Gelände unabhängig von festen Locations unsere Musik darbieten können, wie z.B. Gartenfestivals, Hochzeiten, Food-Truck-Festivals, kleinere Open-Air Veranstaltungen. Oder Theatermusik für ein Puppentheater ebenfalls mit einer mobilen Bühne, den dazugehörigen Puppenspieler suchen wir noch. Also Puppenspieler, die an einer Live-Musik für ihre Aufführungen interessiert sind bitte melden. Vielleicht von unserem Probenritus beeinflusst entwickeln wir aktuell ein Konzept, in dem wir eine musikalische Gipsy-Jazz-Suite mit einem Gänge-Menü choreografieren. Die Musik wird mit der Menüfolge auch zeitlich synchronisiert für ein multisensorisches Ess-Hörerlebnis. Dann planen wir auch unsere nächste CD mit unseren Lieblingsstücken.
 
 
Wow...da habt ihr euch ja ordentlich was vorgenommen. Eine Flut an Ideen! Wir wünschen euch viel Erfolg dabei!