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Hochzeitsbräuche

Geschrieben von Katrin Kiesl | 29.05.2022 13:31:16

Passen Traditionen zu eurer Hochzeit?

Lesedauer: 5 Minuten

Wenn ich an meine Hochzeit denke, stelle ich mir pure Emotion vor. Mitreißende Musik, bezaubernde Deko, umwerfende Kleidung und vor allem viele Freudentränen! Aber ich stelle mir definitiv nicht vor, wie ich an einem warmen Tag im Kleid meiner Träume, mit dem Mann meiner Träume zusammen einen Baumstamm händisch zersäge und dabei mein großartiges Makeup vom Schweiß verschmiert.

Jeder hat eine andere Idee von seiner Traumhochzeit, aber beim Thema Gefühle sind wir uns wahrscheinlich alle einig – wir wollen tiefe Emotion!
Da stellt sich mir natürlich die Frage, lässt sich dieser Wunsch mit den Bräuchen und Traditionen von früher vereinbaren? Muss Tradition sein und wenn ja, kann und darf man sie modern interpretieren?

In diesem Artikel schaue ich mit euch genauer hin. Wir lernen, was Bräuche sind, wo sie herkommen und welche Bräuche es in Deutschland gibt. Besonders gespannt bin ich auch auf die Bräuche in anderen Kulturen, vielleicht können wir hier ja etwas abschauen. Daher werfen wir einen Blick auf Hochzeitstraditionen aus aller Welt. Ich werde euch die coolsten 10 vorstellen und bin gespannt, was ihr draus macht! :-)

 

Was sind Bräuche?

Laut Wikipedia ist ein Brauch eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, soziale Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen.

Was ich bei der Erklärung verstehe ist:

Irgendwer hat irgendwann mal damit angefangen. Die anderen fanden es cool und auf einmal hats jeder gemacht. Und weils schon immer so war, machen wirs eben jetzt auch.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe Traditionen und Bräuche. Aber nur die, die auch zu mir passen und ich möchte sie nicht machen müssen, weil die Gesellschaft es so möchte. Hinter Bräuchen liegt nämlich, anders als angenommen, oft kein tieferer Sinn. Wir sollten uns also davon befreien, dass Unheil über uns kommt, nur weil der Mann einen nicht über die Schwelle getragen hat.

 

Woher kommen Hochzeitsbräuche

Hochzeitsbräuche lassen sich teilweise auf über 3.000 Jahre alte Aberglauben zurückführen oder sind auf Grund von damaligen Gegebenheiten entstanden. So war es beispielsweise früher üblich, dass die Braut ihre Brautschuhe in Pfennig bezahlt hat, die sie sich jahrelang mühsam zusammengespart hat, um am Hochzeitstag tolle Schuhe tragen zu können. Dass dieser Brauch schlecht gealtert ist und wir ihn kaum umsetzen können, sehen wir daran, dass wir zum einen eine andere Währung haben und zum anderen kaum ein Schuhgeschäft damit einverstanden ist, wenn wir ihnen die 100,00 € Schuhe in 1 Cent-Stücken bezahlen.

Manche Traditionen sind gar nicht so alt und so ist der Brauch, dass Kinder den Weg zum Altar mit Blumen bestreuen, z. B. erst in den 70er Jahren entstanden. Er ist darauf zurückzuführen, dass der Duft der Blumen Fruchtbarkeitsgötter anlocken soll, damit das Brautpaar mit viel Nachwuchs gesegnet wird.

Dass Bräute einen Brautstrauß bei sich tragen, ist mehrere Jahrhunderte alt. Dieser Brauch lässt sich auf die Renaissance zurückführen. Und Achtung, jetzt wird es etwas unromantisch:
Er sollte eigentlich die Braut vor einer Ohnmacht bewahren, zwischen den ganzen menschlichen Ausdünstungen und dem Weihrauchgeruch.

Ich persönlich kann mir für meine Hochzeit gut vorstellen, dass es Blumenkinder geben wird und dass ich einen Brautstrauß haben werde, aber nicht unbedingt aus Fruchtbarkeitsgründen oder weil meine Gäste stinken, sondern weil ich Blumen und Kinder mag. Bevor ihr euch also in ein gesellschaftliches Korsett zwingen lasst und das Gefühl habt sämtliche Bräuche umsetzen zu müssen, schaut doch mal, woher sie eigentlich kommen. Das nimmt euch sicherlich den Druck. ;-)

 

Verschiedenste Bräuche aus Deutschland

Neben den klassischen Hochzeitsbräuchen, wie dem Junggesellenabschied, dem Polterabend, dem Brautstrauß-Werfen oder des gemeinsamen Anschneidens der Hochzeitstorte, gibt es einige Unterschiede, je nach Region, in der geheiratet wird. So entsteht ein buntes Allerlei aus tollen Ideen für eure Hochzeit:

Der Hochzeitslader

Hinter diesem Namen verbirgt sich ein Art Weddingplaner mit besonderen Aufgaben. Der Lader organisiert nämlich in Bayern nicht nur die Hochzeit mit dem Brautpaar, sondern ist auch am eigentlichen Tag präsent und fungiert als Moderator und Zeremonienmeister. Der Name Hochzeitslader kommt daher, dass er früher von Haus zu Haus gezogen ist und die Gäste mit einem vorgetragenen Vers persönlich eingeladen hat.

 

Das Kranzlpaar

Auch dieser Brauch kommt aus Bayern und das Kranzlpaar ist ein anderer Name für die Trauzeugen. Laut Tradition soll es aus einem Mann und einer Frau bestehen, die zudem beide unverheiratet sein sollten. Ihre besondere Aufgabe ist es, nach dem Hochzeitstanz immer als erstes Paar, vor dem Brautpaar, auf der Tanzfläche zu sein. Wenn sie es nicht schaffen, müssen sie allen Gästen eine Runde Getränke spendieren.

 

Das „Gstanzl“

Gstanzl sind im Dreiviertelakt gesungene Gedichte. Sie sind oft spontan improvisiert und sollen das Brautpaar und die Gäste auf humorvolle Weise vorstellen. Dabei dürfen auch Geschichten aus der bisherigen Beziehung des Brautpaares nicht fehlen. Bei Gstanzln geht es des Öfteren etwas robuster zu. Sie dürfen aber niemals unter die Gürtellinie gehen.

 

Das Kränzeln

Das Kränzeln ist eine wunderschöne Tradition aus Nord-Rhein-Westfalen. Dabei geht es darum, dass die Nachbarn des Hochzeitspaares ca. 1 Woche vor Beginn der Hochzeit anfangen eine Girlande aus Tannenzweigen, Blumen, Papeterie und Bändern basteln. Diese wird dann von den männlichen Nachbarn als Bogen um die Tür der Brautleute angebracht. Sobald der Kranz hängt, laden Braut und Bräutigam zu Snacks und Getränken ein. Dieser Brauch ist nicht nur eine tolle Deko Idee, er bringt auch die Nachbarschaft zusammen und bietet einen tollen Anlass zum gemeinsamen feiern! :-)

 

Die Abletzete

Die Abletzete ist eine kleine Feier am Abend vor der Hochzeit. Sie soll als Abschied von den ledigen Freunden und Freundinnen dienen. Meistens findet dieses Fest im Hochzeitshaus statt. Traditionell gibt es „Fadennudeln“, wobei die Gäste selbst Mehl und Eier mitbringen.

 

Die Hochzeitsstreiche

Was den Brautleuten teilweise Angstschweiß auf die Stirn treibt, ist für die Freunde ein großer Spaß – die Hochzeitsstreiche! Dabei werden dem Hochzeitspaar Streiche, wie die Schnitzeljagd nach dem Haustürschlüssel oder einen Hindernisparcours bis zum Schlafzimmer, gestellt. Den Ideen der Festgäste sind keine Grenzen gesetzt und genau hier liegt auch der schmale Grad zwischen Witz und Wut. Denn so manche Freunde haben es mit den Hochzeitsstreichen maßlos übertrieben und dem Brautpaar viel Ärger und Aufräumarbeit beschert. Sollten also Hochzeitsstreiche vorgesehen sein, ist es auf jeden Fall ratsam, dass ihr als Brautleute genaue Vorgaben macht, was erlaubt ist und was nicht.

 

Die schwierige Hochzeit

Die schwierige Hochzeit ist ein Brauch aus Hessen, bei dem das Brautpaar vor der eigentlichen Hochzeitszeremonie einige Hindernisse überwinden müssen. Ein Beispiel für eine derartige Hürde, wäre z. B., dass der Bräutigam, wenn er seine zukünftige Frau aus deren Elternhaus abholen will, diese nicht antrifft. Sie wird von ihrem Vater versteckt gehalten, bis der Bräutigam eine Art Test besteht.

 

Der Hochzeitswald

Eine Tradition aus Schleswig-Holstein sieht vor, dass das Brautpaar gemeinsam in einem dafür vorgesehenen Waldstück einen Baum pflanzt. Dieser soll beiden auch während der Ehe als Rückzugsort dienen.

 

Den Schleier „abtanzen“

Jede Region versteht unter Schleier abtanzen ein anderes Ritual. Allerdings wird in Brandenburg darunter verstanden, dass der Braut um Mitternacht bei einem Tanz von den Brautjungfern der Schleier abgenommen wird. Da die Hochzeit um Mitternacht offiziell beendet ist, erhält die Braut statt des Schleiers dann eine Nachthaube und der Bräutigam eine Schlafmütze. Sie werden anschließend laut Tradition nach Hause gebracht, wo der für sie ganz eigene Programmpunkt, die Hochzeitsnacht, beginnt.

 

10 inspirierende Bräuche aus aller Welt

Für wen die deutschen Traditionen und Hochzeitsbräuche nichts sind, bzw. wer sich auch noch Inspiration von anderen Ländern holen möchte, der sollte nun genau aufpassen. Hier findet ihr die 10 schönsten Hochzeitsbräuche aus aller Welt:

Platz 10: die aufgetaute Torte

In Amerika gibt es meist große, mehrstöckige Hochzeitstorten, wobei die oberste Etage der Torte nicht gegessen werden darf. Stattdessen wird sie eingefroren und erst zur Taufe des ersten gemeinsamen Kindes wieder aufgetaut und gegessen.

 

Platz 9: die Braut als Glücksbringer

In Schweden bringt es laut Tradition Glück, wenn man der Braut in die Augen sieht. Daher kann kaum einer am Hochzeitstag den Blick von ihr abwenden.

 

Platz 8: das Verteilen des Glücks

Da es in Hawaii keine Kirchenglocken gibt, die zu Beginn der Trauung läuten könnten, wird hier traditionell in die hawaiianische SeemuschelPU” geblasen. Der Klang ist kilometerweit zu hören und damit wird das Glück des Brautpaares verteilt.

 

Platz 7: Wie Romeo und Julia

In Italien gilt Romantik pur und so ist es Tradition, dass der Bräutigam seine Angebetete mit einer "La Serenata" überrascht - er singt ihr unter ihrem Fenster ein Ständchen.

 

Platz 6: Unendlichkeit für das Brautpaar

Mexiko wartet ebenso mit einem romantischen Ritual auf. Dem sogenannten "El Lazo". Dabei wird dem Brautpaar während der Zeremonie eine Blumengirlande, oder auch ein Rosenkranz zu einer acht geformt um die Schulter gelegt. Es soll ihre Vereinigung symbolisieren und steht für die Unendlichkeit.

 

Platz 5: Kurkuma als Schönheitsversprechen

In Indien dreht sich beim sogenannten "Gaye Holud" alles um die Schönheit der Braut. Einige Tage vor der Hochzeit finden sich hierbei alle verheirateten Frauen aus der Familie im Haus der Braut ein und mahlen mit Mörser und Stößel Kurkuma zu einer Paste. Diese wird auf die Braut aufgetragen und soll ihren Teint bis zur Hochzeit verschönern.

 

Platz 4: Ab jetzt gemeinsam!

In Spanien tauscht das Brautpaar nicht nur die Ringe in der Hochzeitszeremonie. Sie übergeben sich auch gegenseitig 13 Münzen. Diese Tradition soll symbolisieren, dass nun der Besitz geteilt und gemeinsam verwaltet wird.

 

Platz 3: Süßes für die Kleinen

In Deutschland ist es üblich, dass das Brautpaar beim Auszug aus der Kirche mit Reis „beworfen“ wird. In Kroatien hingegen werden andere Dinge geschmissen: So schmeißt die Braut beim Auszug aus der Kirche mit Süßigkeiten, vor allem Bonbons – was besonders die kleineren Hochzeitsgäste freuen dürfte. Auch wirft sie traditionell einen Apfel mit Münzen gefüllt über ihr neues Zuhause.

 

Platz 2: Party, Party, Party

Die Türkei weiß es ebenfalls zu feiern, so wird nicht nur die Hochzeit selbst gefeiert, sondern auch die Verlobung und die sogenannte "Kιna gecesi". Ein Fest, bei dem sich die Braut symbolisch von ihrer Familie verabschiedet. Auch kommt es dort nicht selten vor, dass die Hochzeit 3 Tage und 3 Nächte dauert.

 

Platz 1: Der Lebensbaum

Eine weitere wunderschöne Idee kommt aus den Bermudas. Hier wird in die Hochzeitstorte ein echter Baum eingearbeitet, der nach der Feier im Garten des frisch vermählten Ehepaares eingepflanzt wird.

 

Fazit

Bräuche und Tradition sind kein Muss! Aber natürlich gibt es tolle Hochzeitsbräuche, die ihr gerne übernehmen könnt. Fühlt euch frei euch die rauszupicken, die zu euch passen und euren Tag unvergesslich machen. Lasst euch nicht in Konventionen drängen, sondern interpretiert alte Bräuche für euch neu. Vielleicht schafft ihr mit euren Ideen und eurer Umsetzung neue Bräuche, die dann eure Kinder, Enkelkinder und so weiter ebenso nutzen werden. Schaut über die Ländergrenzen hinaus und lasst euch von großartigen Traditionen aus aller Welt inspirieren.

Aber denkt dabei immer daran: Es ist EUER Tag.