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In diesem Interview sprechen wir mit dem deutsch-russischen Bardensänger Pavel Gaida über seine russischen Wurzeln und seine bisherigen Festival-Auftritte.
Hallo Pavel, nach eigener Aussage spielst du mit deiner Gitarre eine Mischung aus Jazz und Rock „mit einem Schuss russischer Seele“. Was meinst du damit? Was verleiht deiner Musik diese Charakteristik?
Hallo und Privet! Die wichtigste Rolle, wie auch bei vielen Musikern, spielt bei mir der musikalische Einfluss aus meinen Anfangszeiten als Musiker. Meine Interessen waren immer schon vielseitig. Schon seit Schulband-Zeiten haben wir viel Rockmusik von Deep Purple, Uriah Help und Co gehört und einiges davon sogar versucht nachzuspielen. Gleichzeitig hörte ich Bardenlieder, klassische Musik und Jazz. Aber den wichtigsten Einfluss auf meine Lieder nehmen meine russischen Wurzeln. Ich komme aus der Gegend, wo die Don Kosaken her kommen, aus Rostow-am-Don. Die berühmte und geheimnisvolle Russische Seele steckt wohl nicht nur in mir selbst. Ein Schuss davon erfrischt auch meine Musik und Lieder.
Du schreibst und produzierst eigene Songs. Welche Themen beschäftigen dich da? Wovon handeln deine Lieder?
Ich fühle mich nicht einem bestimmten Thema verpflichtet. Mich beschäftigen die ewigen Themen des Lebens, wie Liebe, Freundschaft und Suche nach den Sinn des Lebens, aber auch Nostalgie nach der Heimat und Sehnsucht nach den lieben Menschen und Freunden. Ich bin ein unheilbarer Romantiker und Träumer von einer besseren Welt. Das spiegelt sich in der einen oder andere Form in meinen Liedern wider.
Du singst sowohl auf deutsch als auch auf russisch. Hat das einen bestimmten Grund? Ist dir die Mehrsprachigkeit hier wichtig?
Ja, die Versuche in mehreren Sprachen zu singen gab es natürlich, aber mittlerweile schreibe und singe ich meistens in Russisch. Das ist meine Muttersprache, mit der ich auch am besten mit dem Publikum kommunizieren kann. Ein wichtiges Ziel von mir, viele legendäre russische und sowjetische Lieder, die durch den eisernen Vorhang hier im Westen nicht bekannt geworden sind, in Deutsch zu singen, wurde verwirklicht in meinem Projekt „Rustalgia“. Die Idee wurde von vielen bekannten Musikern unterstützt und unsere Auftritte kamen gut bei dem Publikum an.
Alle Pläne, die ich noch vor einem Jahr hatte, sind dadurch flöten gegangen...
Stimmt! Dieses Liedgut ist den westlichen Ländern wohl lange vorenthalten worden. Du trittst sowohl als Solist als auch mit Band auf. Für welche Veranstaltungen eignen sich die einzelnen Formationen besonders?
Als Liedermacher oder Barde reicht es mir schon meine Lieder allein und mit Gitarre vorzutragen. Und dafür ist mir kein Spielort zu groß. Ich fühle mich wohl in kleinen gemütlichen Konzerträumen, aber auch bei den großen Festivals, wie dem legendären russischen Barden Festival „Gruschinski“ an der Wolga, wo ich mit vielen bekannten russischen Barden vor dreißigtausend Zuhörern gesungen habe. Doch gemeinsam mit guten Musikern in einer Gruppe zu spielen, macht mir viel mehr Spass, denn dann entsteht was Größeres. Da hat man viel mehr Möglichkeiten, um die Kompositionen umsetzen zu können. Und in einer großen Besetzung erreicht man auch mehr Power und Stimmung, was bei großen Festivals erfahrungsgemäß immer gut ankommt. Die Deutsch-Russischen Tage in Berlin, der Bardentreff in Nürnberg und das Tollwood Festival in München sind einige davon.
Abschließend die Frage: Was wünscht du dir für die musikalische Zukunft? Gibt es etwas, was du dir unbedingt vorgenommen hast?
Wir leben in einer nicht einfachen Zeit, die von Corona geprägt wird. Alle Pläne, die ich noch vor einem Jahr hatte, sind dadurch flöten gegangen. Keine Konzerte in Deutschland zu spielen und auch keine Möglichkeit nach Russland zu reisen, wo ich in letzten Jahren viel Publikum gewonnen habe, ist natürlich sehr schade. Aber ich bin schon seit ein paar Jahren mit Live-Stream Sendungen auf meinen Videokanälen aktiv und beschäftige mich derzeit so. In deutschsprachigen Gebieten kennt man mich als Pavel Gaida (https://pavelgaida.com/pavel-gaida/), dagegen im russisch-sprachigen Internet gehe ich als Pavel Gaid (https://www.youtube.com/PavelGaid) wöchentlich auf Sendung. Seit November immer sonntags rechtzeitig zum Brunch. Auf Programm stehen Lieder mit Gitarre, Interviews mit Special Guests, Konzertaufnahmen, Impressionen von Stadt- und Parkspaziergängen, interessante Information und das wichtigste - Unterhaltung mit dem Publikum, während wir gemeinsam Videos ansehen.
Tolle Sache! Dann wünschen wir dir weiterhin viel Erfolg damit und hoffentlich baldige Rückkehr auf die Festival-Bühnen!
Und uns allen wünsche ich, dass wir so schnell wie möglich unser Leben wieder in vollem Umfang ausleben können. Ohne Grenzen und Begrenzungen leben, lieben, treffen, arbeiten, feiern und singen. Alles Gute und bleibt gesund!
Vielen Dank für das Interview!